Verfasst von: Thomas Kniep, Regionalleiter Süd Biotec Klute GmbH, Mitglied im DpS-Redaktionsbeirat
In drei Veröffentlichungen hat das UBA in den vergangenen Wochen Berichte über Untersuchungen herausgegeben, die sich mit dem Einsatz von Rodentiziden in der Schädlingsbekämpfung beschäftigen:
In den Untersuchungen wird beschrieben, dass die von Schädlingsbekämpfer*innen bei der rodentiziden Beköderungen ausgebrachten Wirkstoffe in vielen Tieren nachgewiesen werden können. Als vPBT-Stoffe (persistent, bioakkumulierend und toxisch) reichern sie sich sowohl über Primär- und Sekundärvergiftungen in Nicht-Zieltieren als auch über die Nahrungskette an.
Bei der untersuchten Kanalbeköderung ergab eine Umfrage zur kommunalen Rattenbekämpfung, dass zwar vom Umfang weniger als im vorherigen Vergleichszeitraum, in der Durchführung aber größtenteils methodisch unverändert durch mit Draht in den Kanal gehängten Formködern bekämpft wurde. Dabei wurde festgestellt, dass häufig mit unzureichender und den RMM widersprechender Methodik vorgegangen wurde: Ohne vorherige Befallsfeststellung, mit dem Wasser ausgesetzten Ködern, ohne Abräumen der Köder nach der Bekämpfung und ohne Erfolgskontrolle. Und das, obwohl nach allgemeinen Erfahrungen nur ein geringer Teil der Köder angefressen wird, die Köder jedoch aufweichen und zerfallen oder abreißen und direkt in der Kläranlage landen.
Es wird ebenfalls gezeigt, dass konventionelle Kläranlagen Rodentizide nicht vollständig ausfiltern können, sodass sie sowohl im Klärschlamm als auch in dem in die Flüsse zurückgeleiteten, gereinigten kommunalen Abwasser zu finden sind. Die Anreicherung der Antikoagulantien aus der Nagerbekämpfung in den Lebern von Fischen ist dramatisch: 97 % der 58 untersuchten Fischleberproben aus 9 verschiedenen Fließgewässern enthielten mindestens einen Wirkstoff! In der Folge findet die Weitergabe in der Nahrungskette an fischfressende Vögel und Säugetiere statt, einschließlich des Menschen.
Bei der untersuchten Außenbeköderung mit Rodentiziden wird deutlich, dass auch dieses Verfahren über mehrere Wege zum Umwelteintrag beiträgt: Selbst, wenn Köder gemäß der RMM korrekt ausgelegt werden, führen Starkregen- und Hochwasserereignisse zur Auswaschung der Wirkstoffe in das Oberflächenwasser. Über die bekannten Primärvergiftungen bei Nicht-Zieltieren wie Spitzmäusen hinaus wurde erstmals die Belastung von Singvögeln in die Betrachtung einbezogen und untersucht. Auch hier erschreckende Zahlen: Fast 30 % der untersuchten Singvögel waren mit Rückständen von antikoagulanten Wirkstoffen aus der Schädlingsbekämpfung belastet, allen voran Rotkehlchen, Heckenbraunellen, Kohlmeisen und Buchfinken.
Sie dringen zum einen zur Nahrungssuche in die Köderstationen ein und ernähren sich zum anderen von wirbellosen Tieren, die vorher vom Köder gefressen haben. Auch Singvögel tragen die Belastung über die Nahrungskette (Beutegreifer) weiter. Mögliche Sekundärvergiftungen wurden über Rotfüchse untersucht, bei denen fast 60 % der untersuchten Tiere belastet waren! Und auch wenn die Ratte, die zuvor vom Köder gefressen hat, nicht von einem Räuber gefunden wird, sondern irgendwo verdeckt stirbt, trägt der in ihr enthaltene Wirkstoff zum Umwelteintrag bei.
Alternativen zum Rodentizid-Einsatz sind seit Jahren vorhanden. Ausgereift, wirksam, wirtschaftlich:
Die publizierten Untersuchungsergebnisse zeigen deutlich, dass eine Minimierung der Ausbringung der als vPBT-Stoffe eingestuften antikoagulanten Wirkstoffe dringend notwendig ist. Der Markt bietet seit Jahren mechanische und elektrische Fangsysteme für das Monitoring und die Bekämpfung von Nagern, die sich in der Praxis in vielen Einsätzen bewährt haben. Darüber hinaus entwickeln innovative Marktteilnehmer kontinuierlich neue Systeme, deren Zuverlässigkeit und Praxistauglichkeit sich immer weiter erhöhen. Meiner Meinung nach können antikoagulante Rodentizide in den meisten Fällen nicht mehr verantwortungsvoll eingesetzt werden: Die Notwendigkeit ist häufig nicht gegeben und die Umweltrisiken sind viel zu hoch.
Es täte der Branche gut, sich mit den Alternativen auseinanderzusetzen und sie auszuprobieren, statt voreingenommen in alten Verhaltensweisen zu verharren. Ein wenig erinnert mich die Situation an die Autoindustrie: Das lange Festhalten an überkommenen Geschäftsmodellen, bis man vom Gesetzgeber und von innovativen Wettbewerbern, teilweise aus ganz anderen Branchen, zum Umdenken gezwungen wird – wobei der dort zu erwartende drastische Verlust an Marktanteilen und Arbeitsplätzen zu denken geben sollte.
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